cosmicball

Der Umgang mit dem Tod ist kulturell geprägt und so individuell wie die Menschen selbst. Auf unserer Suche nach Künstlern, welche sich in diesem Thema hervortun, sind wir auf Thomas Schär gestossen. Er designt und stellt unter dem Label urne.ch und hirma.ch Urnen und Särge her. Ausserdem verschafft er jungen Zürcher Künstlern mit der Internetplattform youngart.ch die Möglichkeit, zu einem grösseren Publikum für ihre Kunst zu gelangen. Ebenfalls lädt er unter dem Label deathcafe.ch Interessierte zu Veranstaltungen und Treffen zur Thematik «Tabuthema Sterben, Tod, Abschied und Erinnerung bei Kaffee und Kuchen» ein. Für uns ist schnell klar: Wir müssen diesen Menschen kennen lernen! 

cosmicball - Thomas Schär urne.ch

cosmicball – Thomas Schär urne.ch

Im August kommt es dann zu einem Treffen in seinem Ladenlokal und Atelier in der Zürcher Innenstadt. Durch das grosse Schaufenster kann man hier einige Exemplare seiner selbst hergestellten Urnen betrachten. Das ist sehr praktisch, wenn man ausserhalb der Ladenöffnungszeiten vorbeikommt. Oder aber sich nicht getraut ins Geschäft reinzugehen, dennoch aber gerne wissen würde, wie denn diese Urnen so aussehen mögen?  

Urnen von Thomas Schär urne.ch

Urnen in diversen Grössen, Farben und Formen sind im Ladenlokal von Thomas Schär zur Ansicht ausgestellt

Thomas Schär stellt hier seit einem Vierteljahrhundert Aufbewahrungsgefässe für die letzte Ruhe her, aus unterschiedlichsten Materialien wie Holz, Keramik, Ton, Metall und in vielen Formen und Farben. Als Unikate oder in Kleinstserien und immer in limitierter Stückzahl. Angehörige erhalten so ein individuelles Andenken an die verstorbene Person, auch wenn die Asche verstreut wird

Peace Stones Mini by Thomas Schär – urne.ch

In Zusammenarbeit mit einer Manufaktur, welche die berufliche und soziale Integration von Menschen unterstützt, stellt er als Kunstprojekt in einer Kleinstauflage die Hirma Sargedition her. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für den Künstler, welcher sich resp. sein Kreationslabel «cosmicball» nennt. Oftmals nehmen die Menschen fälschlicherweise an, cosmicball sei einer seiner runden Urnen-Serien. Diese heisst jedoch «ball of love».

Der 55jährige erzählt, wie sich in den vergangenen Jahrzehnten der Umgang mit der Thematik des Todes und des Sterbens verändert hat. Auch er nimmt eine grössere Akzeptanz und den Wunsch einer tieferen Auseinandersetzung mit der Thematik in der Bevölkerung wahr. Nicht nur in der Bevölkerung. Auch das Schweizer Fernsehen ist von Anbeginn seines Schaffens auf ihn aufmerksam geworden und hat ihm im März 2022 ein Portrait im Rahmen der Sendung Gesichter & Geschichten gewidmet. Unsere Frage, ob er denn mit seiner Kunst – vor 25 Jahren – ein bisschen der Zeit voraus war, beantwortet er mit einem Lächeln und einem «vermutlich schon». Allerdings, wirft er ein, würde er sich gerade von Seiten der Behörden noch ein bisschen mehr Gestaltungs- und Handlungsfreiraum in dieser Sache wünschen. 

Sign Of Memory Mini by Thomas Schär - urne.ch

Feines Erinnerungsstück & Geheimnisträger – Sign Of Memory Mini. In den kleinen Hohlräumen können winzige Erinnerungsstücke aufbewahrt werden

Der auf Borneo geborene Künstler zog mit seinen Eltern mit 5 Jahren nach Kamerun und kam als Teenager in die Schweiz. Dass der Umgang mit dem Tod in diesem Afrikanischen Land ein anderer ist als in der Schweiz, beeinflusste ihn sicherlich auf seinem beruflichen Weg. Ihm fiel bereits früh auf, dass in der Kamerunischen Kultur die Akzeptanz des Sterbens grösser und die Verdrängung des Todes geringer ist als in der Schweiz. Nicht zuletzt daraus resultieren die verschiedenen Projekte betreffend der Enttabuisierung der Sterbens- und des Todesthematik, welche bereits eingangs erwähnt wurden (s. auch Infobox zu unterst auf dieser Seite).

Wir sind gespannt, wie sich diese Projekte in naher Zukunft entwickeln werden. Wir wünschen ihm dafür alles Gute und verabschieden uns.